internationales studienzentrum der
universitaet heidelberg
dsh textwiedergabe 10.7.1998
der langsame abschied vom macho-klischee
wie maenner ihre einstellungen und auch ihr verhalten veraendern
das traditonelle selbstbild des mannes hat sich offenbar veraendert.die alten regeln des mann-seins weichen einer offeneren,weicheren? haltung.psychologen haben das herausgefunden.sie konstruierten einen test,der die einstellung zu ehemals typisch maennlichen normen erfasste und erhielten erstaunliche?resultate als der test bei angehoerigen der oberen mittelschicht durchgefuehrt wurde.zumindest in dieser schicht bekennen sich die maenner zum wandel ihres selbstverstaendnisses.
vermeidung weiblicher?denk-und verhaltensweisen:bisher war die maennerrolle vor allem durch die scharfe trennungslinie zu weblichem verhalten definiert.es gab taetigkeiten,die fuer maenner ganz strikt tabu waren:putzen,spuelen und andere hausarbeiten,aber auch bestimmte formen der koerperpflege,das tragen von schmuck wie z.b. von ohrringen oder armbaendern waren fuer maenner unmoeglich.einige berufe waren ausschliesslich fuer das eine oder das andere geschlecht reserviert:feuerwehrmann,elektriker und so weiter waren maennersache;frauen wurden sekretaerinnen und krankenschwestern.dagegen sind heute die grenzen nicht mehr so eindeutig,denn maenner bekennen sich--zumindest mit worten--zur hausarbeitspflicht und haben nichts dagegen,selbst pflegeberufe zu ergreifen oder frauen in klassischen maennerjobs?zu akzeptieren.da ist aber ein phaenomen,an das sich maenner immer noch nicht gewoehnt haben:wenn jungen mit puppen spielen und maedchen mit autos.
gefuehlskontrolle:im traditonellen selbstbild sollten maenner oeffentlich keine starken gefuehlsausbrueche zeigen ausser vielleicht zorn.frueher mussten trauer,angst oder zaertlichkeit unterdrueckt und hiner einem pokerface versteckt werden.ganz schlimm war es,wenn ein mann in der oeffentlichkeit weinte.nach wie vor treten die maenner von heute fuer ein mindestma?an gefuehlskontrolle ein,aber es gilt nicht mehr als unmaennlich,ueber seine gefuehle zu sprechen,zu weinen oder zaertliche gesten wie umarmen,troesten,oder kuessen in der oeffentlichkeit zu zeigen.
die maennliche jagd nach leistung und status:maenner wurden jahrhundertelang darauf trainert,ihren wert als mensch durch leistungen und status zu erwerben.sport und arbeit,aber auch freizeitaktivitaeten waren kampf-und konkurrenzbereiche,in denen der mann beweisen musste,dass er besser als andere war.das streben nach karriere,macht und einfluss war hart genug-um so heftiger wurden die frauen abgelehnt,wenn sie sich als konkurrenten zeigten.das aendert sich nun.mehr und mehr erkennen die maenner den hohen preis,den sie fuer dieses verhalten zahlen muessen.sie lehnen inzwischen den erfolg um jeden pries?ab und bewertem beispielsweise ein harmonisches privatleben hoeher als den erfolg im beruf.allerdings faellt ihnen der abschid von der rolle des ernaehrers der familie noch schwer,auch wenn sie allmaehlich akzeptieren ,dass frauen genau so vile verdienen.
staerke und aggressivitaet:zu den traditionellen maennlichen tugenden zaehlten mut und entschlossenheit,d.h.eine sache durchzufechten gegen widerstaende,koerperliche staerke zu zeigen,auf den tisch zu hauen und dergleichen mehr.die maenner von heute halten es fuer normal,nicht mit dem kopf durch die wand zu gehen,und auch einmal nachzugeben.es ist ihnen wichtig,zu erkennen,wann man verloren hat und wann jedes weitere auftrumpfen eher schaedlich oder laecherlich wirkt.koerperliche einschuechterung ist out.aber noch immer finden maenner,dass es ihre sache ist,aufzustehen und nachzusehen,wenn nachts ein seltsames geraeusch im haus zu hoeren ist.